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Was ist QFD?
Was ist QFD?
QFD (Quality Function
Deployment) ist eine zu Beginn der siebziger Jahre in Japan von Prof.
Yoji Akao (mit Shigeru Mizuno) entwickelte Qualitätsmethode zur
Ermittlung der Kundenanforderungen und deren direkten Umsetzung in die
notwendigen technischen Lösungen. QFD,
sinngemäss
übersetzt mit: "Aufmarsch der Qualitätsmerkmale" wird
als ein vorbeugendes Werkzeug zur Produktdefinition eingesetzt und hat
über die USA Eingang nach Europa gefunden. Es ist ein
systematischer Weg, der sicherstellt, daß die Festlegung der
Produktmerkmale durch die Entwicklung und die anschließende
Auswahl der Produktionsmittel, Methoden und Kontrollmechanismen
ausschließlich von den Anforderungen der zukünftigen
Kunden bestimmt werden. QFD ist deshalb ein
wichtiger Bestandteil der vorbeugenden Qualitätssicherung und
erfüllt damit eine der Erfordernisse von ISO 9000ff bzw.
QS9000.
QFD ist allerdings keine
Qualitätssicherungsmethode im herkömmlichen Sinne,
sondern eine kundenorientierte
Produktplanungsmethode.
Der strategische Ansatz ist
die Trennung der
Kundenanforderungen (WAS) von den technischen
Lösungsmerkmalen (WIE), um zu verhindern,
daß ohne
genaue Kenntnisse der Kundenanforderungen sofort Produktmerkmale
festgelegt werden.
QFD löst mehrere,
miteinander verbundene Aufgaben
- Direktes Einbringen der Kundenanforderungen.
- Definieren der Wettbewerbsvorteile durch die
für den Kunden überraschenden Lösungen
(begeisteter Kunde).
- Verstehen der verschiedenen Anforderungen von
Kunden, Entwickler, Produzenten, Verkäufer.
- Erstellen der Bewertungsprofile,
Wechselbeziehungen der einzelnen Anforderungen/Lösungsmerkmale.
- Festlegen der für die
Qualität des Produktes aus Kundensicht wichtigen und daher
für den Verkaufserfolg entscheidenten Produktmerkmale.
- Ermitteln der Kosten - Wert Relationen.
- Einheitliche, methodische Kommunikation der
Ziele für alle Bereiche, einschließlich einer
nachvollziehbaren Dokumentation des gesamten Prozesses.
Ablauf von QFD-Projekten
Zuerst gilt es
die Kundenanforderungen zu ermitteln. QFD legt dabei Wert
auf einen direkten
Kundenkontakt zur Erhebung der wahren Stimme des Kunden ("Voice of the
Customer (VoC)"). Als "Kunde" wird dabei nicht
nur der Käufer eines Produktes gesehen ("Externer Kunde
(Käufer)"), sondern auch alle Beteiligten des
Umsetzungsprozesses ("Interner Kunde"). Die meist sehr groben, vagen
Äußerungen der Kunden
müssen anschließend in definierte,
aussagefähige und
weitgehend meßbare Kundenanforderungen
(Kundenbedürfnisse) umgewandelt werden, ohne sie
dabei zu
verfälschen. Zur Unterstützung und Dokumentation wird
dazu oft die 6-W Tabelle herangezogen (wer, was, wo, wann, wieviel,
warum). Unterschieden wird oft auch gemäß der sog. Kano-Klassifiaktion
in Basisanforderungen (oft nicht ausgeprochen,
werden vorausgesetzt), Leistungsanforderungen (werden genannt,
sind
meist meßbar) und Begeisternde Anforderungen (oft
nicht genannt,
nur als Bedürfniss angedeutet, werden als
Überraschung gewertet, entscheiden oft über
Verkaufserfolge).
Für jede
ermittelte Anforderung an ein neues Produkt werden
dann verschiedene
Prioritäten
durch den zukünftigen Kunden vergeben,
die dann durch festgelegte Regeln
in einem Qualitätsplan zusammengefasst und gewichtet
werden.
Anschliessend werden
über eine erste Korrelationsmatrix
(QFD-Matrix) alle
möglichen, verschiedenen technischen
Lösungsmöglichkeiten (z. B.
Qualitätsmerkmale, Produktfunktionen) mit den
Kundenanforderungen verknüpft und die Beziehung
bewertet: keine,
schwache, mittlere oder starke Beziehung. Durch die
anschließende Auswertung ("das Lesen") der Matrix werden die
Lösungen ermittelt, die den höchsten
Erfüllungsgrad zu allen Anforderungen haben. Aber
es werden
auch die Lösungen ermittelt, die keine (oder sehr schwache)
Beziehungen zu den Anforderungen besitzen (und daher meist
unnötig sind ("overengineering")) oder die Anforderungen, die
nicht erfüllt sind.
Im "Dach" der
QFD-Matrix werden durch einen paarweisen Vergleich die Beziehungen der
verschiedenen Lösungsmerkmale untereinander
(positiv, negativ,
neutral) festgelegt. Sie ermittelt vor allem Konflikte dieser
Lösungsmerkmale untereinander, die dann im einzelnen , meist
durch Kompromisse, gelöst werden müssen. Deshalb wird
diese Matrix auch oft als Konfliktmatrix bezeichnet. In neuerer Zeit
wird sehr erfolgreich auch die Methode TRIZ oder WOIS
(widerspruchsorientierte Innovationsstrategie) eingesetzt, um
umstrittene ("faule") Kompromisse durch neue, innovative
Lösungen zu ersetzten.
Das Ergebnis ist eine nach
Kundenprioritäten ermittelte Produktplanung. Zur
Auswertung
und Dokumentation wird das "House
of Quality
(HoQ)" (siehe Abbildung rechts) eingesetzt, das die QFD-Matrix und die
verschiedenen
Bewertungstabellen, -listen und weitere Dokumentationen zusammenfasst
darstellt. Damit werden auch übersichtlich die verschiedenen
Wechselwirkungen der vielen, oft komplexen Zusammenhänge
verdeutlicht. Durch die Verbindung von
Target Costing und QFD in einem Zielkostendiagramm kann zudem eine aus
Käufersicht qualifizierte Zielkostenaufteilung vorgenommen
("Design to Cost") werden.
In drei (oder mehr, oft
verzweigten) weiteren "Houses of Quality" wird die
Umsetzung dieser
Anforderungen in Produktgestaltung, Fertigung, Dienstleistungen und
Prozesskontrolle festgehalten. Das Prinzip ist sehr einfach: alle
ermittelten Lösungsmerkmale werden an das nächste
"House of Quality", das den nächsten Prozesschritt beschreibt,
als eine Anforderung weitergegeben und wieder in einer Matrix mit den
dort ermittelten Lösungen verknüpft.Dies ergibt eine
Kette oder ein Netz von HoQ’s, dem sog. "deployment",
deren Struktur
sich an die Prozeßschritte oder Projektplänen
anlehnt. Vorteilhaft ist dann die Weiterführung der Ergebnisse
bei Konflikten oder wichtigen Merkmalen mit Hilfe von anderen
Qualitätsmethoden wie der FMEA.
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Voraussetzungen für den Einsatz von QFD
Die Anwendung von QFD
erfordert eine stark teamorientierte
Arbeitsweise im Unternehmen, die
Unterstützung
des Management ist eine notwendige
Voraussetzung. Nicht nur die Mitarbeit der Entwicklungabteilungen ist
zwingend erforderlich, sondern auch die von Marketing/Vertrieb. Der
Zeitaufwand für eine QFD-Session darf dabei nicht
unterschätzt werden. Die Arbeitsgruppen, werden meistens von
einem neutralen
QFD-Moderator, der für die Einhaltung der QFD
Regeln verantwortlich ist, geleitet. Der Einsatz einer QFD spezifischen
Applikationssoftware zur Unterstützung der Auswertung und
Dokumentation ist empfehlenswert.
QFD ist ein sensibles
Werkzeug. Eine aus Unkenntnis der verschiedenen Möglichkeiten
des Einsatzes von QFD falsche Anwendung vergeudet nur Zeit. Dies gilt
insbesondere bei einer unflexiblen Anwendung des House of Quality. Hier
gilt der Satz von Akao: "Copy the spirit, not the form".
Vorteile bei voller
Anwendung des QFD Verfahrens
- Schneller Beginn der Entwicklung.
- Weniger Änderungen.
- Kürzere Produktionszeit.
- Profitables Produkt.
- Zufriedene, oft begeisterte Kunden.
Damit
ist heute QFD eines
der, wenn nicht das, erfolgreichste Werkzeug zur Produktplanung und
Produktdefinition und hat den Begriff "Qualität"
nachdrücklich verändert: Es gibt keine
"gute" oder "schlechte" Qualität mehr im
herkömmlichen Sinne, sondern sie ist festgelegt durch die
Erfüllung der Bedürfnisse des Käufers und
deren Erfüllungsgrad im Qualitätsdreieck:
Produktqualität, Kosten und Zeit.
Gerd Streckfuss (Strukturelles Update Juli 2008, Sixten Schockert)
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Weiterführende Quellen:
Zwei Folienpräsentationen zu den Grundlagen von QFD von Prof. Dr. Georg
Herzwurm finden sie » hier.
Weitere Artikel
rund um QFD finden Sie in der Online-Zeitschrift des QFD-ID, dem QFD-Forum » weiter.
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für QFD-ID.DE.
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