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Verknüpfung der Qualitätsmanagement-Methoden QFD und FMEA - Seite 2 von 2

Dipl.-Inf. Andreas Hartmann, Consultant bei der adesso AG (E-Mail: hartmann.andreas@gmx.de)
Dipl.-Päd. Blanka Zimmermann , Doktorandin der Universität Dortmund (E-Mail: blanka.zimmermann@gmx.de)

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Jede einzelne FMEA übernimmt hierbei Informationen aus einer vor- sowie nachgelagerten QFD-Phase. Hierbei kommt es zu einem Reengineering-Prozeß, da die Ergebnisse der FMEA wiederum den Inhalt der QFD-Phasen beeinflussen, falls aufgrund der Resultate der FMEA Änderungen in den QFD-Phasen vorgenommen werden.

System-FMEA

Die System-FMEA ist zwischen den QFD-Phasen Produktplanung und Komponentenplanung einzuordnen, da dort das Produktkonzept und das Zusammenwirken der einzelnen Komponenten betrachtet werden.

In der QFD-Phase Produktplanung wird das Produktkonzept geplant, indem zur Umsetzung der Kundenanforderungen die Konstruktionsmerkmale aufgestellt werden. Hieraus ergeben sich die Betrachtungspunkte der System-FMEA. In der QFD-Phase Komponentenplanung wird das Zusammenwirken der einzelnen Komponenten geplant, indem aus den Konstruktionsmerkmalen die Bauteilmerkmale abgeleitet werden. Die Bauteilmerkmale sind mögliche Fehlerquellen, aus denen eine Nichterfüllung der Kundenanforderungen resultieren kann.

Konstruktions-FMEA

Die Konstruktions-FMEA, welche Konstruktionsfehler in der Montage, Fertigung und Auslegung betrachtet, ist den QFD-Phasen Komponentenplanung und Prozeßplanung zuzuordnen. Die QFD-Phase Komponentenplanung liefert hierbei die Konstruktions- und Bauteilmerkmale, die in der Konstruktions-FMEA betrachtet werden. In der QFD-Phase Prozeßplanung werden die Arbeitsverfahren ermittelt, mit denen die Konstruktions- und Bauteilmerkmale realisiert werden sollen. Diese Arbeitsverfahren stellen die möglichen Fehlerquellen dar, die dafür verantwortlich sind, daß die geforderten Konstruktions- und Bauteilmerkmale nicht erreicht werden

Übernahme der Daten aus der QFD in die FMEA

Das Wesentliche des Konzepts zu der Verknüpfung der beiden Qualitätsmanagement-Methoden QFD und FMEA ist: die betrachtete FMEA bezieht Informationen aus der vor- und der nachgelagerten QFD.

Der Übergang von der QFD zur FMEA ist exemplarisch anhand der System-FMEA dargestellt (s. Abbildung 2).


Abbildung 2: Übergang von der QFD zur FMEA

Die Verknüpfung der Konstruktions- und Prozeß-FMEA mit der QFD gestaltet sich identisch. Die folgenden Erläuterungen gelten ebenfalls für diese beiden FMEA´s, es ändert sich abhängig von der FMEA lediglich das betrachtete Objekt bzw. die Analysetiefe.

QFD-Phase Produktplanung (vorgelagerte QFD-Phase)

Aus der QFD-Phase Produktplanung werden die Felder der FMEA Systeme/Merkmale, potentielle Fehler, potentielle Folgen des Fehlers und Bedeutung der Folgen des Fehlers (B) gefüllt.

Die Kundenanforderungen der QFD-Phase Produktplanung stellen die betrachteten Systeme/Merkmale der System-FMEA dar und bilden den Ausgangspunkt um die System-FMEA zu erstellen.

Die Kundenanforderungen bilden in der QFD-Phase Produktplanung den Ausgangspunkt zur Ablei-tung der Konstruktionsmerkmale. Dagegen stellen diese Kundenanforderungen, die die betrachteten Systeme/Merkmale in der System-FMEA sind, den Ausgangspunkt zur Identifikation potentieller Fehlermöglichkeiten und Fehlereinflüsse in der System-FMEA dar.

Die potentiellen Fehler zu einem System/Merkmal, eine Kundenanforderung aus der QFD-Phase Produktplanung, werden aufgestellt, indem die Konstruktionsmerkmale zur Realisierung dieser Kundenanforderungen aus der QFD-Phase Produktplanung ermittelt werden. Wird ein Konstruktionsmerkmal nicht so umgesetzt, wie es vorgesehen ist, führt dies zu einer Beeinträchtigung oder Nichterfüllung der Kundenanforderung, die dieses Konstruktionsmerkmal realisieren soll.

Die potentiellen Folgen des Fehlers und Bedeutung der Folgen des Fehlers (B) lassen sich ermitteln, indem zu einem potentiellen Fehler, ein Konstruktionsmerkmal aus der QFD-Phase Produktplanung, die Kundenanforderungen aufgestellt und ihre Gewichtungen ermittelt werden. Dies läßt sich damit begründen, daß bei einer Nichterfüllung eines Konstruktionsmerkmals die Kundenanforderungen, die dieses Konstruktionsmerkmal realisieren soll, nicht mehr erfüllt werden können. Die Gewichtung der Kundenanforderung stellt somit die Auswirkungen des Fehlers für den Kunden dar. Diese gibt an, in welchem Maße das gesamte System durch eine Nichterfüllung dieses Konstruktionsmerkmals beeinträchtigt wird.

QFD-Phase Komponentenplanung (nachgelagerte QFD-Phase)

Unter Verwendung der QFD-Phase Komponentenplanung wird das Feld potentielle Fehlerursachen gefüllt.

In der QFD-Phase Komponentenplanung stellen die Konstruktionsmerkmale der vorgelagerten QFD-Phase Produktplanung die Anforderungen dar. Für diese Konstruktionsmerkmale werden Bauteilmerkmale ermittelt, die diese Konstruktionsmerkmale umsetzen.

Die zur Realisierung eines Konstruktionsmerkmals, das in der System-FMEA einen potentiellen Fehler repräsentiert, aufgestellten Bauteilmerkmale sind in der System-FMEA in das Feld potentielle Fehlerursachen einzutragen. Eine Nichterfüllung der geforderten Bauteilmerkmale führt dazu, daß das Konstruktionsmerkmal nicht umgesetzt werden kann und der potentielle Fehler folglich auftritt.

Beurteilung der Anwendbarkeit des Konzepts der Verknüpfung der Qualitätsmanagement-Methoden QFD und FMEA

Die mit der QFD geplanten Produkt- und Fertigungsstrukturen fließen vollständig und ihre Struktur behaltend in die FMEA ein. Die mit dem Konzept erstellten FMEA´s geben die Produkt- und Fertigungsstruktur somit vollständig wieder und stellen eine aussagekräftige Ausgangsbasis für die FMEA dar. Dadurch wird zum einem der Aufwand zur Erstellung der FMEA deutlich reduziert und zum anderen werden Widersprüche in den Produkt- und Fertigungsstrukturen, die durch eine mehrfache Erfassung desselben Sachverhalts entstehen können, vermieden.

Die erstellten FMEA´s sind in der ersten FMEA-Sitzung einzusetzen. Dem FMEA-Team wird dadurch die oft schwierige und auch zeitintensive Erstellung einer initialen FMEA abgenommen.

Die automatisch generierten FMEA´s sind im Vorfeld von einem Teammitglied aufzubereiten. Dies geschieht in der Form, daß die Kundenanforderungen, Konstruktionsmerkmale, Bauteilmerkmale, Fertigungsverfahren und Prozeßparameter aus den QFD´s hinsichtlich ihrer Verwendung in der FMEA entsprechend zu interpretieren sind. So ist z.B. ein Bauteilmerkmal, das einen potentiellen Fehler in der System-FMEA darstellt, mit einem Adjektiv zu charakterisieren, das den möglichen Fehler des Bauteils beschreibt. Den betrachteten Systemen/Merkmalen der FMEA, wie sie aus der QFD über-nommen wurden, müssen Systemfunktionen zugeordnet werden. Dies ist notwendig, da z.B. aus den Kundenanforderungen der QFD-Phase Produktplanung nicht auf die zu betrachtenden Systemfunktionen der System-FMEA geschlossen werden kann.

Das Konzept zur Verknüpfung stellt einen Automatismus zur Verfügung, mit dem der Arbeitsaufwand zur Durchführung einer FMEA um ein erhebliches Maß reduziert werden kann. Zudem bietet das Konzept den Vorteil, daß die Strukturen des Produktes und der Produktion in den einzelnen FMEA's so wiedergegeben werden, wie sie bereits in den QFD's aufgestellt wurden. Hierdurch werden Inkon-sistenzen der Arbeit vermieden, die in beiden Qualitätsmanagement-Methoden verwendet werden.

Abschließend ist zu betonen, daß die integrierte Anwendung von Qualitätsmanagement-Methoden ein erhebliches Potential zur Optimierung und Steigerung der Qualität der Planungsresultate bietet. Insbesondere die Aspekte der gemeinsamen Datenerhaltung und der automatisierten Übernahme von Informationen sind besonders betrachtenswert

Literatur

Egner, H. & Hoffmann, S. (1995). QFD-Einsatz in der Praxis. Zeitschrift für Qualität und Zuverlässigkeit, 40, 446ff.
Herb, R.; Herb, T. & Kratzer, M. (1998). Potentielle Fehler vollständig erfassen. Zeitschrift für Qualität und Zuverlässigkeit, 43, 183ff.
Hering, E.; Triemel, J. & Blank, H.-P. (1996). Qualitäts-Management für Ingenieure. Düsseldorf: VDI.
Neumann, A. (1996). Quality Function Deployment - Qualitätsplanung für Serienprodukte. Aachen: Shaker.
Pfeifer, T. (1996). Qualitätsmanagement: Strategien, Methoden, Techniken. München, Wien: Hanser.



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